Nordrhein-Westfalen: Wald in Hellwegbörde jagdfrei

Bach-Erlen-Eschenauwald in der Aheniederung

Bach-Erlen-Eschenauwald in der Aheniederung

inmitten der ausgeräumten Hellwegbörde · Bild: Dr. Karl.Heinz Loske

Ab 1.4.2016 ist der Wald jagdfrei.

Ab 1.4.2016 ist der Wald jagdfrei.

Bild: Dr. Karl.Heinz Loske

1,74 Hektar Wald in der Hellwegbörde jagdfrei

Ein schöner Auenwald in der Aheaue bietet inmitten ausgeräumter Ackerflur der Hellwegbörde ein wichtiges Rückzuggebiet für Wildtiere - und ab 2016 auch Schutz vor den tödlichen Schüssen der Jäger.

Dr. Karl-Heinz Loske hat auf seinen hausnahen Grundstücken in Geseke in der mittelwestfälischen Hellwegbörde auf einer ehemals ausgeräumten Ackerfläche ein Biotop für Wildtiere geschaffen: Eigenhändig legte er Hecken, Wälder, Streuobstwiesen und Teiche an. Zweimal im Jahr musste die Familie machtlos mit ansehen, wie Jäger bei Treibjagden hier die letzten Hasen und Fasane sowie Rehe und Ringeltauben abknallten. Unter Berufung auf das Urteil des Europäischen Gerichtshofs vom 26.6.2012 stellte der Biologe und Ökologe einen Antrag auf Befriedung seiner Grundstücke und legte ausführlich seine ethischen Gründe für die Ablehnung der Jagd dar: Er kann das Töten von Tieren, die auf seinen Grundstücken Schutz suchen, nicht mit seinem Gewissen vereinbaren.

Folgerichtig wurde daher am 1.4.2014 eine 2,2 Hektar große Streuobstwiese seit dem 1.4.2014 durch die Jagdbehörde befriedet. Daraufhin beantragte Dr. Loske am 28.04.2014 die jagdrechtliche Befriedung zweier weiterer Grundstücke. Mit Bescheid vom 26.6.2015 stellte der Kreis Soest 17.373 m² in der Gemarkung Schmerlecke sowie 4.983 m² in der Gemarkung Langeneicke zum 1.4.2016 offiziell jagdfrei.

Lebensraum und Rückzugsgebiet für Tiere: Zwei Grundstücke ab 2016 jagdfrei

Noch im Dezember 2014 hatten Jäger das Waldgrundstück trotz der Proteste des Biologen und seines persönlichen Einschreitens vor Ort bejagt obwohl der Befriedungsantrag bekannt war. Die Jagdgenossenschaft lehnte die Befriedung grundsätzlich ab und bestand im Rahmen der Anhörung mit abstrusen Argumenten wie z.B. der »Durchbrechung des Solidarprinzips im ländlichen Raum« und »übermäßigen Schäden durch Schwarzwild« darauf, die Flächen erst nach Ablauf des Jagdpachtvertrages im Jahre 2025 zu befrieden. Besonders abwegig war dabei das Argument des Kreisjagdberaters, die »Ablehnung der Bejagung fernab von Wohnbebauung sei unglaubwürdig«. Im Umkehrschluss würde dies dann bedeuten, dass einen das Töten von Tieren nur stören kann, wenn man es sieht. Nach Auskunft eines Sachbearbeiters des Kreises Soest, sei diesem bei positivem Befriedungsbescheid mit Klage gedroht worden.

Nach ausführlicher Prüfung stimmte der Kreis Soest aber dem Antrag von Dr. Loske auf Befriedung seiner Grundstücke aus ethischen Gründen zu. So heißt es in der Begründung im Bescheid vom 26.6.2015: »Eine ernsthafte und echte Gewissensbelastung bzw. ein innerlicher Gewissenskonflikt muss bei Ihnen im Falle des Tötens von Tieren im Rahmen der Jagdausübung auf Ihrem Grundstück angenommen werden.« Und weiter: »In einem von Ihnen herausgegebenen Sachbuch, das sich kritisch mit der Jagd auseinandersetzt, wird Ihre negative persönliche Einstellung zur Jagd hinlänglich und umfassend dokumentiert. Von daher ist Ihre Erklärung, dass Sie die Ausübung der Jagd auf Ihren Grundstücken aus ethischen Gründen ablehnen und nicht mit Ihrem Gewissen vereinbaren können, durchaus glaubwürdig.«

Für Menschen, die sich mit dem Gedanken tragen, Ihre Grundstücke jagdrechtlich befrieden zu lassen, ist die Begründung sehr aufschlussreich und sollte ermutigen. Unabhängig von der europarechtlichen Konformität der deutschen Jagdgesetzgebung in Bezug auf die Genehmigung von Befriedungsanträgen, lassen die Behörden offensichtliches Jägerlatein (»übermäßige Wildschäden«, »lange Jagdpachten«, »drohende Seuchen«) nicht mehr gelten, sondern nehmen die Gewissenskonflikte für ethisch motivierte Jagdgegner ernst.

Wer eine Befriedung seiner Grundstücke in Erwägung zieht, dem erteilt H. Dr. Loske gern unter folgender e-mail Adresse Auskunft: k-h.loske@t-online.de

Die ehemalige Ackerfläche bei Langeneicke

Die ehemalige Ackerfläche bei Langeneicke

wurde 2013 in einer Dauerbrache umgewandelt und bietet Rückzugsraum in ausgeräumter Ackerflur - ebenfalls ab 1.4.2016 jagdfrei. · Bild: Dr. Karl.Heinz Loske

Dr. Karl-Heinz Loske schreibt:

Dr. Karl-Heinz Loske schreibt:

"Auf der seit zwei Jahren von mir stillgelegten, ehemaligen Ackerfläche (jetzt Grünbrache) haber ich seitdem u.a. Feldlerche, Goldammer und Rebhuhn beobachtet." · Bild: Dr. Karl.Heinz Loske